Mittwoch, 21. Mai 2014

Gegen „Grüß Gott“ und Heiligenbilder in Berchtesgaden


1936 fanden in Berlin die Olympischen Spiele statt. Anlässlich dieses Großereignisses wollte man sich wohl in der NSDAP-Kreisleitung Berchtesgaden betont „Führertreu“ geben und versandte dazu den Sonderdruck eines Artikels, in dem auf übelste Weise die Verwendung des traditionellen Grußes „Grüß Gott“ verspottet und gemahnt wird, auch ja den Hitlergruß zu benutzen. In dem von Kreisleiter Max Kammerer und dem Kurdirektor Dr. Max Berkmann unterschriebenen Dokuments heißt es unter anderem:

„Als wir kürzlich mit einem Ausländer durch die Straßen gingen, begegnete uns ein „Grüß-Gottler“. Sicher kein „Staatsfeind“, auch kein „Nazifresser“, aber halt ein „lieber, herzlicher, netter Grüß-Gottler“, desssen freundlicher Gruß auch gewiss nicht anders gemeint war, als ein freundlicher Gruß, der so hingesprochen wird. Als er wieder seines Weges ging, fragte unser Ausländer sehr erstaunt, ob dieser Mann ein Gegner des Führers sei! (…) Diese Gleichgültikgeit und Gedankenlosigkeit muss aufhören, insbesondere hier im Berchtesgadener Land - der Wahlheimat des Führers-, das auch in den nächsten Wochen von zahlreichen Olympiagästen besucht wird.“

In ähnliche Richtung ging die Wirtschaftsgruppe „Gaststätten- und Beherberungsgewerbe“ von Berchtesgaden-Laufen drei Jahre später. Im Januar 1939 wurden die Mitglieder in einem Zirkular aufgefordert, statt „Heiligenbildern und ähnlichem“ (gemeint ist wohl, wenn auch verschleiert, das Kruzifix) ein Bild von Hitler oder „eines der führenden Männer Deutschlands“ aufzuhängen.


(Quelle: Neuhäusler, Johann: Kreuz und Hakenkreuz, Verlag Katholische Kirche Bayerns, München, 1946, S. 251-253)